Synergo

Partizipativer Planungsprozess Schützenmatte Bern

2012 – heute | Stadt Bern, zusammen mit Urban Catalyst Berlin

Mit dem partizipativen Planungsprozess Schützenmatte hat die Stadt Bern neue Wege beschritten: Statt sich in politische «Grabenkämpfe» zu verstricken, wurde eine offene und konstruktive Diskussion über die Entwicklung der Schützenmatte und ihrer Nachbargebiete geführt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war das eingesetzte Begleitgremium, bestehend aus Interessenorganisationen, Eigentümer, politischen Parteien, Wirtschaft und Gewerbe, Kultur- und Bildungsinstitutionen sowie interessierten Einzelpersonen. Die Mitglieder haben Ideen entwickelt und fachliche Grundlagen diskutiert, so dass das gemeinsam erarbeitete Nutzungs- und Entwicklungskonzept (NEK) im Mai 2015 verabschiedet werden konnte. Nach der Zustimmung durch Gemeinde- und Stadtrat ist jetzt der Weg frei, für die schrittweise Umsetzung der einzelnen Massnahmen.

Das Nutzungs- und Entwicklungskonzept für das Gebiet der Schützenmatte ist das Ergebnis eines zweijährigen partizipativen Planungsprozesses. Auslöser war die Überzeugung des Gemeinderates, dass die Gestaltung der Schützenmatte nicht den Ansprüchen an ein citynahes und vielfältig genutztes Gebiet von gesamtstädtischer Bedeutung entspricht. Aus der Vielzahl städtebaulicher Analysen und politischer Vorstösse ging hervor, dass im Gebiet der Schützenmatte beträchtliches Entwicklungspotenzial schlummert. Die Meinungen darüber, in welche Richtung dieses Potential zu nutzen ist, gingen jedoch auseinander.

Im Frühjahr 2013 haben Gemeinde- und Stadtrat entschieden, für die Lösungssuche einen offenen und innovativen Planungsprozess einzuleiten (Phase 1). Dieser Entscheid wurde durch das Stadtplanungsamt Bern und synergo mit detaillierten Abklärungen über Verfahrens- und Entwicklungsszenarien vorbereitet (Phase 0).

Der partizipative Planungsprozess wurde vom Stadtpräsidenten, den zuständigen Amtsstellen und externen Fachleuten begleitet. Dreh- und Angelpunkt war das eingesetzte Begleitgremium mit rund 70 Vertretenden von Grundeigentümern, direkten Anrainern, Nutzenden, Interessengruppen, Fachverbänden und politischen Parteien. Das Begleitgremium traf sich zwischen Januar 2014 und Mai 2015 viermal: Es definierte Schwerpunktthemen, lokalisierte Defizite und Potentiale in den Teilgebieten, diskutierte Lösungsansätze und verabschiedete das Nutzungs- und Entwicklungskonzept.

Die breite Öffentlichkeit wurde im September 2014 über das Schützenmatte-Forum in der Grossen Halle und das dreitägige Labor Schützenmatte einbezogen. So konnte die Bevölkerung mit den Mitgliedern des Begleitgremiums und den Fachleuten über die Zukunft der Schützenmatte diskutieren und eigene Vorstellungen einbringen. Für die öffentlichen Events wurde zum einen ein begehbares Modell entwickelt, zum anderen wurden auf der Schützenmatte verschiedene Installationen und Infrastrukturen für diverse Kunst- und Freizeitaktionen eingerichtet.

Das Nutzungs- und Entwicklungskonzept umfasst sieben Massnahmen, die kurz- bis langfristig vertieft, projektiert und umgesetzt werden sollen. Ein Kernelement ist die besondere Rolle der Schützenmatte für die ganze Stadt – ein Raum für vielfältige nicht-kommerzielle Nutzungen, welche für möglichst viele Bevölkerungsgruppen und alle Generationen attraktiv sind. Diese Stossrichtung wurde ansatzweise bereits im September 2014 im Rahmen des dreitägigen Labors Schützenmatte und später im NEUstadt-lab 2015 erprobt. Die damals gemachten Erfahrungen zeigten, dass es sich lohnt, weitere multifunktionale Platznutzungen zuzulassen. Auch 2016 und 2017 wurde der Parkplatz für mehrere Wochen geräumt, um den Platz für kulturelle und gesellige Events zu nutzen.

Der eingeschlagene partizipative Weg – mit Forum und Labor als Höhepunkt – hat sich bewährt. Wichtig für den Erfolg waren die Verfahrensgrundsätze: Ergebnisoffenheit, Einbezug aller Interessengruppen und transparente Kommunikation. Bei den Beteiligten konnte eine breite Akzeptanz für das Nutzungs- und Entwicklungskonzepts geschaffen werden. Die Schützenmatte soll schrittweise von den Parkplätzen befreit und einer multifunktionalen Nutzung zugeführt werden. Im Vordergrund stehen temporäre, gestalterische und organisatorische Massnahmen, welche die Qualität der Schützenmatte als freien Platz unterstreichen. Gleichzeitig ist die Schützenmatte besser an die angrenzenden Quartiere anzubinden. Die Achse Schützenmatte-Hodlerstrasse soll zu einem Boulevard aufgewertet und in ihrer Funktion als Kulturmeile gestärkt werden. Städtebauliche Verdichtungspotentiale wie das Eilgutareal sollen langfristig genutzt werden.

Auch wenn das Nutzungs- und Entwicklungskonzept aus verschiedenen Einzelmassnahmen besteht, wird der Blick fürs Ganze beibehalten – ein vielfältig genutztes Gebiet, das Freiräume zulässt und sich deshalb von anderen citynahen Quartieren unterscheidet. Die gesamtstädtische Bedeutung und der eingeschlagene Weg der multifunktionalen Nutzung macht die Schützenmatte zu einem einzigartigen Ort in der Stadt Bern.

synergo hat in der Phase 0 zusammen mit Güller Güller das Startdokument mit der räumlichen Ausgangslage und der Prozessarchitektur erarbeitet. In der nachfolgenden Phase 1 war synergo für das umfassende Projektmanagement zuständig. Zusammen mit Urban Catalyst und weiteren Teilprojektträgern wurde das partizipative Verfahren vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet.